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Pflanzaktion in den Arboreten

Aktuelles und Presse

Heimatbund Bad Münder und Waldjugend pflanzen 250 Bäume

Hinter eines Baumes Rinde, wohnt die Made mit dem Kinde!

Mit diesem Spruch hat Heinz Erhard einst die Massen zum Schmunzeln gebracht, aber dem deutschen Wald ist das Lachen längst vergangen. Und es geht nicht nur den Fichten an den Kragen: Schlauchpilze in den Ulmen, das Eschentriebsterben und nun jüngst die sich rasant ausbreitende(n) Douglasienschütte(n) – und damit sind nur einige Probleme genannt. Was ist los im Deutschen Wald?
Das Klima erwärmt sich, es kommt zu Wetterextremen und Wassermangel, zudem werden die Nährstoffe durch die Erwärmung schneller umgesetzt. Die Ammoniakbelastung steigt, die Überdüngung durch Stickstoff auch. Die Versorgung mit Mineralien kommt aus dem Gleichgewicht, die Bäume haben mehr Holzzuwachs. Die zellulare Holzstruktur wird immer größer, das Holz zunehmend empfindlicher für Schadpilze und schmackhafter für Schädlinge. Die Kronen lichten sich, die Fotosynthese wird dadurch schlechter. Die Versorgung der Wurzeln und der Mykorrhiza mit Zucker verschlechtert sich und schließlich gerät nach und nach die Vitalität der Bäume „ins Wanken". Kurzum: die Gesundheit der Bäume und ihre Statik wird durch all solche Faktoren stark belastet, wobei die Auswirkung der unterschiedlichen Parameter auf den Baum durchaus komplizierter sind, als dass sich die Zusammenhänge so einfach und pauschal erklären ließen Sagt Michael Meier vom HBN.
Der Stress auf den Wald hat verschiedene Ursachen und er ist durch die Pflanzung ungeeigneter Baumarten sogar verstärkt. Unsere Fichte ist dafür ein Paradebeispiel. Eigentlich gehört der Baum in die Regionen des borealen Nadelwaldgürtels. Dort im hohen Norden wächst sie langsam, ist bis unten beastet und bleibt kleinwüchsig.
Die vergangenen Sommer haben uns nun aber wohl endgültig die Gefahren der Klimaerwärmung vor Augen geführt. Während der extrem trockenen Vegetationsphase kam es zum Massenbefall der Fichten durch Käfer. Dabei ist der Käfer keine neue Erscheinung. In ihrer Heimat kommt die Fichte eigentlich prima mit ihm klar. Sie profitiert dort von den hohen Niederschlägen, kann dann genügend Harz produzieren und den Schädling damit selber bekämpfen. Fehlen die Niederschläge, ist der Baum wehrlos. 2018 und 2019 haben sich die Käfer sogar in mehreren Populationen hintereinander vermehrt und es kam in vielen Gebieten zur Katastrophe. In den Süntel-Buchenarboreten des HBN oberhalb Nettelrede, hat unser Verein dieses Massensterben voll zu spüren bekommen. Auf den knapp drei Hektar großen Flächen standen bis zu Beginn des Jahres 2018 neben den verschiedensten anderen Baumarten auch ca. 175 Rotfichten. Sie hatten dort Übergangsweise noch eine wichtige Aufgabe, haben den Waldboden und die jungen Süntel-Buchen beschattet und so für ein kühleres Waldklima gesorgt. Im Laufe der letzten Sommer ist aber ein Großteil des Bestandes abgestorben.
Aber nicht nur den Fichten ging es auf unseren Grundstücken an den Kragen. Auch andere Baumarten haben gelitten, vorzeitig ihr Laub abgeworfen oder sie sind sogar vertrocknet. Ein Großteil aller Birken sind tot, die Hälfte aller Wildkirschen, Salweiden und Ebereschen ebenso und der Schwarzdorn und andere Heckenpflanzen hatten zum Teil komplett ihr Laub verloren. Selbst der Holunder und der so wehrhaft scheinende Ilex haben unter der Trockenheit gelitten. Nun sieht das Gelände aus wie nach dem Einsatz der Entlaubungsmittel im Vietnamkrieg. Das ganze Ausmaß der Katastrophe werden wir sicherlich erst in diesem Jahr einschätzen können.
Wenn wir vom Arbeitskreis Süntel-Buchen im HBN nun ein Resümee ziehen, sieht es nicht gut aus. Lt. Deutschem Wetterdienst liegen wir in Deutschland mit der Erwärmung über dem Weltdurchschnitt und haben knapp 1,6° erreicht. Die Auswirkungen sind bereits jetzt dramatisch. Was aber passiert, wenn wir die prophezeiten 2°, 3° oder mehr erreichen sollten? Der HBN hat sich entschlossen die klaffenden Lücken mit wärmeresistenteren Gehölzen zu schließen und die Arbeitsgruppe Süntel-Buchen wird dabei von der Waldjugend in Bad Münder unterstützt. Wir setzen dabei unter anderem auf Elsbeeren, Mehlbeeren, Wildbirnen, Wildäpfel, Holzäpfel, Felsenbirnen und Eiben. In den ganz trockenen und felsigen Bereichen werden sogar Zerreichen gepflanzt. Der Heimatbund rüstet die Flächen damit für den Klimawandel und für den Schutz der darunter groß zu ziehenden Süntel-Buchen.
Die Waldjugend Bad Münder ist an diesem Wochenende mit von der Partie und hat den HBN bei diesen Pflanzungen und Pflegearbeiten seit 30 Jahren immer wieder mit helfenden Händen unterstützt. Beide Vereine verbindet so eine gute und langjährige Kooperation, eine Partnerschaft von Kindern und Jugendlichen der Waldjugend, älteren Waldläufern und Mitgliedern im Freundeskreis des Heimatbundes. Auch das angekündigte schlechte Wetter wird die Aktiven nicht abhalten, es ist als Pflanzwetter bestens geeignet. Beide Vereine setzen damit wieder ein deutliches Zeichen im Deister-Sünteltal. Die Waldjugend ist auch bei anderen Pflanzaktionen immer wieder engagiert. Erst im Februar hatten die Münderaner in Lahnstein bei Koblenz für den Erhalt der Wälder im Klimawandel, mit einer Schulklasse 1.000 Esskastanien und auch Bergahorn auf einer durch den Klimawandel zerstörten Fläche gepflanzt.
Im Vorfeld der Pflanzungen wurde im Februar ein Teil des Zaunes erneuert, um die neuen Pflanzen vor Wildverbiss zu schützen.
 
Wir sind sehr froh darüber, dass die Pflanzungen und die Zaunerneuerung von zwei Stiftungen finanziell unterstützt wurden.

Wir bedanken uns deshalb ganz besonders bei der Niedersächsischen Bingo Umweltstiftung und bei der Stiftung Wald, Wild und Flur in Europa.

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